In städtischen Quartieren ist ein Grossteil des Bodens versiegelt, das heisst durch Asphalt, herkömmlichen Beton, Schotter oder gebundene Pflästerung bedeckt. Dies hat Vorteile, mit der Klimakrise werden jedoch die Nachteile immer offensichtlicher und unter dem Strich teurer: Die Artenvielfalt sinkt. Der Umgang mit den zunehmenden Wetterextremen wird erschwert und es kommt im Sommer häufiger zu Hitzeinseln.
Wir haben es in der Hand dies zu ändern. Eine Schlüsselmassnahme besteht darin, wo immer möglich, kleinere und grössere Flächen zu entsiegeln und mit Bäumen, Hecken oder Wildpflanzen zu begrünen.
Dieser Blog möchte schönen Beispielen nachspüren, Lust machen auf mehr, nützliche Adressen aufschalten und mit spielerischen (Kunst-) Mitmachaktionen das Thema fassbar machen. Wir freuen uns über alle, die mit uns das Entsiegeln voranbringen..
«Modellierte Durchschnittstemperaturen in der Nacht vom 19. auf den 20. Juni 2019»
Quelle: Burger, Moritz; Gubler, Moritz (2020). Der Berner Stadthitze auf der Spur – Stadtforschung aus klimatologischer Perspektive. GeoAgenda. 3, 4-9
Nachteile der Bodenversiegelung auf einen Blick:
Hitzeinseln: Ist der Boden einmal versiegelt, kann keine Verdunstung mehr stattfinden. Die Sonnenenergie, die sonst den Verdunstungsprozess speist, wird in Wärme umgewandelt. Diese wird im Asphalt und im Beton gespeichert und strahlt nachts ab, während die Verdunstungskühlung entfällt. So kann sich z.B. der Bundesplatz im Sommer auf 40° aufheizen, während es im Monbijoupark angenehm kühl bleibt. Und je begrünter die Umgebung, desto weniger Tropennächte.
Stötrung des natürlichen Wasserhaushalts: Natürlicher Boden filtriert und speichert Wasser, das direkt oder via Pflanzen verdunsten kann. Auf versiegelten Flächen fehlt dieser Puffer. Das Niederschlagswasser fliesst ungenutzt in die Kanalisation. Der Umgang mit häufigeren Wetterextremen wie Trockenheit oder Starkregen wird dadurch erschwert. Der Grundwasserspiegel sinkt ab. Und die Kosten für Abwasserreinigung und Trinkwasseraufbereitung steigen.
Verlust der Artenvielfalt: 25% der Biodiversität befindet sich im Boden. Die Mikroorganismen verlieren durch die Versiegelung den Zugang zu Nahrung, Luft und Wasser. Lebensräume von Tieren und Pflanzen werden zerschnitten und Tierpopulationen isoliert, mit erheblichen Konsequenzen für die Biodiversität und die damit verbundenen «Ökosystemleistungen» aus der Perspektive des Menschen (von Gesundheit bis Ernährung, Mikroklima bis Lebensqualität).
Die Lösung: Entsiegle wer kann
Immer mehr Städte und Gemeinden erkennen auch den hohen Mehrfachnutzen von entsiegelten und biodivers begrünten Flächen für die Gesundheit und Aufenthaltsqualität in den Quartieren. In der Stadtverwaltung hat ein Kulturwandel eingesetzt. Die Architektur ist im Wandel. Jeder Quadratmeter und v.a. auch ein rascheres Tempo zählt.
Bereits kleinste Entsiegelungen von mind. 4 Quadratmetern im Abstand von 50 Metern einen wesentlichen Effekt auf die Biodiversität und die Aufenthaltsqualität. Wenn wir im öffentlichen und privaten Raum wenig befahrene Strässchen, Randbereiche von Verkehrsflächen, Parkplätze oder Quartierplätze ganz oder teilweise entsiegeln, ist schon viel gewonnen. Auch auf Rasengittersteinen kann man sein Auto abstellen, zwischen Löwenzahn und Kamille. Aber vor allem auch grössere Pionierprojekte begeistern und lohnen sich für jede Stadt.
Nützliche Links
> preis-biodiversitaet.ch
> asphaltknackerinnen.ch
> naturama.ch/natur/fuer-gemeinden/asphaltknacker
> missionb.ch/entsiegeln
> vsa.ch/schwammstadt
> scnat.ch > Biodiversität & Klimaanpassung gemeinsam schützen > Leitfaden
> bioterra.ch/entsiegeln-bitte